Die Unterstützung der Führungsebene bei der Strategiearbeit wird traditionell durch eine Abteilung für Unternehmensentwicklung geleistet – zunächst einmal relativ weit weg vom Kunden und hinsichtlich Organisationsgestaltung und Komplexität in der Veränderung sicher nicht mehr zeitgemäß.

Im Laufe der Zeit und mit neuen Anforderungen sind zusätzliche Abteilungen zur Strategiearbeit hinzugekommen und auch die Geschäftsbereiche müssen viel langfristiger denken und sich dabei aber auch permanent and eine verändernde Umwelt anpassen. Neue Strategiefelder,  Themen wie Innovation, digitaler Wandel und Nachhaltigkeit beschäftigen sind teilweise integriert, teilweise zersplittert.

Das heißt, dass sich Strategiearbeit über mehrere Ebenen vertikal aber auch horizontal in instrumentelle Bereiche und Transformationsdimensionen erstrecken muss. Dazu muss Strategiearbeit revolutioniert werden, was die Vorgehensweise aber auch die Beteiligten angeht.

Wie in den Mandelbrotsimulationen muss sie, wie ein Muster, alle Unternehmensebenen durchdringen.  Doch bei der Mannigfaltigkeit der Themen insbesondere durch die Hinzunahme der genannten Transformationsdimensionen, die besonderes KnowHow erfordern ist die Gefahr groß dass die Transformation Unternehmen in eine zersplitterte  Strategieentwicklung führen und erschwert die Umsetzung in die Praxis enorm.

Dr. Servatius beschäftigt sich mit dem Thema, er berichtet:

„Angesichts des Ausmaßes und der Dringlichkeit neuer Herausforderungen überlegen viele Unternehmen, ob ihre traditionelle Strategiearbeit noch zeitgemäß ist.

  • Müssten die Strategieentwicklung und -umsetzung sowohl politischer als auch verbindender werden?
  • Sollten wir die Behandlung strategischer Themen besser integrieren, um die zunehmende Komplexität zu bewältigen und
  • was bedeutet dies für die Organisation einer Stabseinheit für Unternehmensentwicklung? „

Er sagt „um diese Probleme zu lösen, verbinden Pionierunternehmen alle strategischen Einheiten in einem agilen Strategielabor. Diese Einheiten orientieren sich an den Prinzipien einer fraktalen Organisation“. vgl. Servatius.  Auch unser Strategieentwicklungsmodell ( Arbeitstitel Level 5 oder SOPDT ) – dass sich an fraktaler Strategie orientiert – schafft Abhilfe.

Wie die Kollegen von BCG dient eine fraktale Architektur dazu die Strategie a) in die aus unserer Sicht wichtigen Ebenen der Organisation abzuleiten aber auf diesen Ebene auch jeweils die Dimensionen ( Organisation, Prozesse, Daten und Technologie ) zu integrieren, was beim Thema Technologie unweigerlich in den Themen Domain Driven Design und Composabilty, SOA endet.

„Das Herzstück der zentralen IT-Architektur ist eine Application Composition Plattform (ACP), die sich an dem vom IT-Analysten Gartner entwickelten Konzept eines Composable Enterprise orientiert. Diese Plattform ist die Entwicklungsumgebung für zusammensetzbare Fähigkeiten oder Packaged Business Capabilites (PBC), die die Grundlage für Prozesse und Anwendungen bilden. Das Prinzip der Zerlegbarkeit (Composability) ermöglicht es den Akteuren des Unternehmens und seinen Partnern, PBCs hinzuzufügen, zu ändern oder zu entfernen. Man kann also sagen, dass Composability den Grundgedanken einer fraktalen (selbstähnlichen) Organisation in die heutige IT-Welt überträgt.“

Ebenso verhält es sich unserer Meinung nach mit Prozessen und Daten und somit ist das Konzept der fraktalen Strategieentwicklung und die Grundkonzepte für uns von Anfang an ins Zentrum gerückt. Insbesondere in Vorbereitung auf die zunehmende AI Integration in die Strategiearbeit, Simulation und Szenariobuilding, der Suche nach Ursache-Wirkungsprinzipien ist ein fraktaler Aufsatz der Strategie und damit des KPI-Systems schon fast unumgänglich.

Fraktale und damit Muster und deren Analyse sind darüber hinaus auch im Coaching weiter verreitet, insofern passt der Konstruktionsansatz in Strategie und Implementierung sowie der Entwicklung ( Engineering ) sehr gut zusammen mit unserem Verständnis einer Organisation und deren Kultur. Wie die Dinge im kleine getan werden, werden sie häufig auch im Großen getan und gedacht und umgekehrt. jede Organisation hat so ihre eigenen unausgesprochenen Rhythmen und Muster, die selten bewusst sind.

Bei Fraktalen ist jede Ebene eine Zusammenstellung kleiner weiterer Kopie des oberen Systems – die Form wird von Ebene zu Ebene detaillierter und spezifischer. Theoretisch kann man die Integrität einer Unternehmensstrategie bis auf die einzelne Konversation zwischen zwei Mitarbeitern prüfen. Ein fraktaler Aufbau gibt einen gewissen Rhythmus und eine Synchronisierung auf die sich die Organisation „einschwingen“ kann. Konstanz – so merkwürdig wie das in der Veränderung klingt – ist enorm wichtig.

Fraktale sind komplexe geometrische Strukturen, die sich durch eine selbstähnliche, wiederholende Muster auf verschiedenen Skalen auszeichnen. Dies bedeutet, dass sie bei jeder Vergrößerung oder Verkleinerung ähnlich aussehen, unabhängig von der betrachteten Maßstabsebene. Der Begriff „Fraktal“ wurde von dem Mathematiker Benoît B. Mandelbrot in den 1970er Jahren geprägt.

Benoît Mandelbrot war ein französisch-amerikanischer Mathematiker, der als Pionier auf dem Gebiet der Fraktalgeometrie gilt. Er entdeckte, dass viele natürliche Phänomene, wie Küstenlinien, Wolkenformationen und Gebirgszüge, fraktale Eigenschaften besitzen. Seine Arbeit hat gezeigt, dass diese komplexen Strukturen mathematisch beschrieben und analysiert werden können.

Die fraktale Geometrie hat nicht nur in der Mathematik, sondern auch in verschiedenen anderen Disziplinen wie Physik, Biologie und Finanzwirtschaft Anwendungen gefunden.

In der Unternehmenswelt können Prinzipien der Fraktalität genutzt werden, um Organisationen flexibler und anpassungsfähiger zu gestalten, indem sie kleinere, selbstorganisierende Einheiten bilden, die in ihrer Struktur und Funktionsweise ähnlich sind.

  • Selbstähnlichkeit:
    • Fraktale zeigen eine Wiederholung von Mustern auf verschiedenen Skalen. Das bedeutet, dass ein kleines Teil des Fraktals eine ähnliche Struktur wie das größere Ganze aufweist. Diese Eigenschaft ist oft endlos und zeigt sich auf immer kleineren Skalen.
  • Unendliche Komplexität:
    • Trotz ihrer oft einfachen Entstehungsregeln besitzen Fraktale eine unendliche Detailtiefe. Wenn man in ein Fraktal hineinzoomt, erscheinen immer neue Details, unabhängig davon, wie stark man vergrößert.
  • Nicht-ganzzahlige Dimensionen (Fraktale Dimension):
    • Fraktale haben Dimensionen, die keine ganzen Zahlen sind. Während herkömmliche geometrische Formen wie Linien (1D), Flächen (2D) und Körper (3D) ganze Dimensionen haben, können Fraktale Dimensionen wie 1,5 oder 2,7 haben. Diese fraktale Dimension gibt Aufschluss über die Komplexität und Dichte des Fraktals.
  • Erzeugung durch einfache Regeln:
    • Viele Fraktale werden durch iterative Prozesse erzeugt, bei denen einfache mathematische Regeln wiederholt angewendet werden. Ein bekanntes Beispiel ist das Mandelbrot-Set, das durch eine einfache Formel generiert wird, aber eine unglaublich komplexe Struktur aufweist.
  • Skaleninvarianz:
    • Fraktale sind skaleninvariant, was bedeutet, dass ihre Form oder Struktur bei Vergrößerung oder Verkleinerung unverändert bleibt. Dies steht im Gegensatz zu traditionellen geometrischen Formen, deren Eigenschaften sich mit der Skala ändern.

Organisation und Strategie gehören zusammen – wie es unser Modell vorsieht. Servatius beobachtet wie wir: „In einem fraktalen Strategielabor sind verschiedene strategische Handlungsfelder verbunden. In der ersten Entwicklungsstufe eines markt- und veränderungsorientierten strategischen Managements haben in vielen Unternehmen neben den Einheiten für Unternehmensentwicklung und Kapitalmarktkommunikation Aktivitäten stattgefunden, die einen strategischen Wandel anstreben. Dabei ist die Arbeit von Strategen und Organisationentwicklern lange Zeit eher nebeneinander als miteinander erfolgt, obwohl natürlich eine Verbindung ihrer unterschiedlichen Ansätze wünschenswert gewesen wäre.“

Er erkennt ebenso wie wir wie zentral in Zukunft die Strategieentwicklung – idealerweise auf Basis eines fraktalen Prinzips – ist, geht aber leider nur auf die Rolle von GenAI ein, was unserer Meinung nach zu kurz gedacht ist. Auf Basis von fraktalen Strategiekonstrukten können kausale, generative und analytische AI perfekt zusammenarbeiten. „Strategie 5.0-Labore – oder ein gemeinsamer Prozess, wie wir es vorschlagen, ein zugrundliegendes Modell– leisten einen wichtigen Beitrag zur besseren Verbindung eines weiterentwickelten strategischen Managements mit einem produktiveren operativen Management.

Angesichts der zunehmenden Bedeutung der Erneuerung von Unternehmen wächst die Größe der Schnittmenge zwischen diesen beiden Managementebenen. Das Beispiel der generativen KI zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur die Strategiearbeit um ein neues Handlungsfeld zu erweitern, sondern auch das Tagesgeschäft mit den innovativen Werkzeugen zu optimieren.“

Quelle: https://www.competivation.de/fraktale-organisation-von-strategie-5_0-laboren/

Kaskadierung und fraktale Theorie

In der Strategiecommunity wird das Prinzip der Kaskadierung zuweilen, besonders in den neueren Ansätzen immer wieder diskutiert und dennoch – insbesondere vor dem Hintergrund, dass Unternehmensstrukturen aktuell und auch sicher in Teilen auch in Zukunft noch hierarchischen ( damit ist nicht Hierarchie i.S. von Macht sondern logische Hierarchien ) und vor dem Hintergrund der Möglichkeiten von Inferencemodellen ist eine solche Strategiearchitektur zu empfehlen:

 

Die Begriffe „Kaskadierung“ und „fraktale Logik“ stammen aus verschiedenen Kontexten, haben jedoch einige interessante Schnittstellen, besonders wenn es um komplexe Systeme und Selbstähnlichkeit geht. Hier sind die Unterschiede und möglichen Zusammenhänge:

Kaskadierung

Kaskadierung bezeichnet im Allgemeinen einen Prozess, bei dem die Ausgabe einer Stufe als Eingabe für die nächste Stufe dient. Dies kann in verschiedenen Bereichen angewendet werden, zum Beispiel Elektronik, Softwareentwicklung, Wirtschaft und Finanzen.

Fraktale Logik

Fraktale Logik basiert auf dem Konzept der Fraktale, die Strukturen sind, die auf allen Skalen ähnliche Muster aufweisen. Fraktale kommen häufig in der Natur vor.

Zusammenhänge

Obwohl Kaskadierung und fraktale Logik aus unterschiedlichen Bereichen stammen und unterschiedliche Kernprinzipien haben, teilen sie Gemeinsamkeiten in Bezug auf Iteration und die Fähigkeit, durch einfache Regeln oder Prozesse komplexe Strukturen zu erzeugen. Kaskadierung kann als eine spezifische Art von Prozess betrachtet werden, der in einigen Fällen fraktale Eigenschaften aufweisen kann, besonders wenn es um Selbstähnlichkeit und iteratives Verhalten geht.

  1. Iterative Prozesse: Beide Konzepte nutzen iterative Prozesse. Bei der Kaskadierung wird die Ausgabe einer Stufe als Eingabe für die nächste verwendet, was einer iterativen Anwendung ähnelt. Bei fraktaler Logik wird eine Regel iterativ angewendet, um eine fraktale Struktur zu erzeugen.
  2. Selbstähnlichkeit: Während die Kaskadierung nicht notwendigerweise selbstähnliche Strukturen erzeugt, kann sie in komplexen Systemen dennoch Muster erzeugen, die auf verschiedenen Ebenen ähnlich aussehen. In der fraktalen Logik ist Selbstähnlichkeit ein zentrales Merkmal.
  3. Komplexität und Skalen: Beide Konzepte zeigen, wie einfache Prozesse oder Regeln zu komplexen Ergebnissen führen können. In fraktalen Systemen führt die wiederholte Anwendung einfacher Regeln zu komplexen, selbstähnlichen Mustern. In kaskadierten Systemen können einfache Prozesse durch ihre Interaktion komplexe Systeme bilden.

Fazit

Die fraktale Strategieentwicklung bietet einen innovativen Ansatz, um komplexe Systeme und dynamische Umgebungen zu meistern. Durch die Anwendung der Prinzipien der Selbstähnlichkeit und der Skalierbarkeit können Organisationen flexible, anpassungsfähige und kohärente Strategien entwickeln. Dieser Ansatz fördert nicht nur die Effizienz, sondern auch die Innovationskraft und Widerstandsfähigkeit von Unternehmen in einer sich ständig verändernden Welt.

Referenz: Dr. Hans-Gerd Servatius ist ein renommierter Unternehmens- und Politikberater, spezialisiert auf strategisches Management und Innovationsmanagement. Bei Competivation Consulting entwickelt er Konzepte wie „Strategie 5.0“, die darauf abzielen, Unternehmen bei der Bewältigung von Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawandel und Energiekrise zu unterstützen. Sein Ansatz, bekannt als „Connective Management“, kombiniert Managementberatung und Personalentwicklung, um innovative Stakeholder-Ökosysteme und resilienzorientiertes strategisches Management zu fördern.

Er spricht nicht mehr von Transformation, sondern ( erfrischend ) von einer Neuausrichtung von Unternehmen und in anderer Sprache verbindet er ebenfalls Organisation-Prozesse-Technologie und Daten zusammen mit neuen strategischen Zwecken von Unternehmen, v.a. in Richtung nachhaltiger Wirtschaft. dabei folgt er einem eigenen Stufenmodell ( Reifegradmodell ) in der Unternehmensentwicklung.