Der Begriff “Industry 5.0” wurde hauptsächlich von der Europäischen Kommission geprägt. Im Januar 2021 veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel “Industry 5.0 – Towards a sustainable, human-centric, and resilient European industry.” In diesem Dokument wurde die neue Vision für die Zukunft der Industrie vorgestellt, die stärker auf die menschliche Rolle im Produktionsprozess sowie auf Nachhaltigkeit und Resilienz abzielt.

Während “Industrie 4.0” weitgehend aus Deutschland stammte und auf die Automatisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen fokussiert war, betonte die Europäische Kommission mit “Industrie 5.0” die Rückkehr des Menschen ins Zentrum der industriellen Entwicklung und die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine.

Das Konzept der menschzentrierten Industrie und der nachhaltigen Innovation steht im Mittelpunkt der Strategie der EU, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu fördern und gleichzeitig auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel und die Digitalisierung zu reagieren.

Industrie 5.0 bezieht sich auf die nächste Phase der industriellen Entwicklung, die auf Industrie 4.0 folgt. Diese hatte ihren Schwerpunkt auf Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung (intelligente Fabriken, IoT, KI). Während Industrie 4.0 die Kommunikation zwischen Maschinen und das Internet der Dinge in den Vordergrund stellte, verlagert Industrie 5.0 den Fokus auf die menschzentrierte Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen.

Wesentliche Merkmale von Industrie 5.0 sind:

  • Menschzentrierter Ansatz: Im Gegensatz zu Industrie 4.0, die Effizienz und Automatisierung priorisierte, bringt Industrie 5.0 den Menschen wieder in den Mittelpunkt des Produktionsprozesses. Es wird der Einsatz von kollaborativen Robotern (Cobots) betont, die Seite an Seite mit Menschen arbeiten, um die Produktivität zu steigern, ohne die menschliche Kreativität und Intuition zu ersetzen.
  • Personalisierung: Industrie 5.0 strebt danach, durch die Nutzung der Flexibilität sowohl menschlicher Arbeitskräfte als auch intelligenter Technologien personalisiertes und kundenspezifisches Produzieren zu ermöglichen. Dieser Ansatz entfernt sich von der Massenproduktion hin zu einer kundenorientierten Produktion.
  • Nachhaltigkeit: Ein zentrales Thema in Industrie 5.0 ist die Nachhaltigkeit. Es wird die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien und Praktiken gefördert. Dazu gehört eine effizientere Ressourcennutzung und die Berücksichtigung von Umweltaspekten durch grüne Innovationen.
  • Integration fortschrittlicher Technologien: Industrie 5.0 baut auf den technologischen Fortschritten von Industrie 4.0 auf (wie KI, Robotik, Blockchain und IoT) und verstärkt die Synergie zwischen Mensch und Technologie weiter. Dies umfasst kognitive Rechnertechnologie, fortschrittliche Robotik und eine bessere Nutzung von KI, z. B. zur Unterstützung bei Entscheidungsprozessen.
  • Fokus auf Resilienz und Flexibilität: Anstatt nur die Effizienz zu maximieren, erkennt Industrie 5.0 die Bedeutung von Flexibilität und Resilienz in Lieferketten und Produktionsprozessen. Dies soll sicherstellen, dass Unternehmen besser auf Störungen und sich ändernde Anforderungen reagieren können.

Insgesamt strebt Industrie 5.0 ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Technologie und menschlicher Arbeit an. Technologischer Fortschritt soll sowohl den wirtschaftlichen Zielen als auch dem gesellschaftlichen Wohlstand dienen.

Der Ansatz von Servatius mit Strategie 5.0 und die Aussagen von Prof. Thomas Malone vom MIT haben interessante Überschneidungen mit den Grundgedanken von Industrie 5.0, da sie ebenfalls die Bedeutung von Mensch und Technologie in Synergie thematisieren. Hier sind einige Kernpunkte, die ihre Ansätze mit den Zielen von Industrie 5.0 verknüpfen:

Strategie bedeutet, die richtigen Fragen zu stellen, um Komplexität beherrschbar zu machen und die Zukunft aktiv zu gestalten.

Der Ansatz von Strategie 5.0 nach Servatius zielt darauf ab, die Unternehmensstrategie mit den fortschrittlichsten Technologien und einer stärkeren Einbeziehung des Menschen weiterzuentwickeln. Es wird betont, dass eine langfristige, wettbewerbsfähige Strategie nicht nur auf Technologieführerschaft aufbauen darf, sondern auch den Menschen als kreativen und innovativen Akteur stärker in den Mittelpunkt stellt. Wichtige Punkte dabei sind:

  • Menschliche Innovation: Servatius hebt hervor, dass Kreativität und Innovation nicht vollständig durch Technologie ersetzt werden können. Menschen sind unersetzlich, wenn es darum geht, neue Ideen zu entwickeln, die über die reine Effizienz hinausgehen – eine Idee, die direkt mit der menschzentrierten Philosophie von Industrie 5.0 übereinstimmt.
  • Technologie als Werkzeug für Transformation: Die Strategie 5.0 betont, dass Technologien wie KI, Blockchain und Automatisierung nicht das Ziel, sondern Mittel zur Erreichung umfassender Unternehmensziele sein sollten. Sie dienen dazu, individuelle Wertschöpfung und Nachhaltigkeit zu steigern, was mit der Vision von Industrie 5.0, die Personalisierung und Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellt, stark korreliert.
  • Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein zentrales Thema in Servatius’ Strategie 5.0. In einer sich schnell verändernden Welt müssen Unternehmen resilient und flexibel auf neue Herausforderungen reagieren, was auch den Kern der Flexibilitäts- und Resilienzstrategie von Industrie 5.0 ausmacht.

 “Superminds”

Prof. Malone vom MIT Center for Collective Intelligence ist bekannt für seine Konzepte rund um kollektive Intelligenz und die Art und Weise, wie Menschen und Maschinen zusammenarbeiten können. In seinem Buch “Superminds” beschreibt er, dass die Zukunft darin liegt, menschliche Intelligenz und maschinelle Intelligenz zu kombinieren, um bessere Entscheidungen zu treffen. Hier einige Parallelen zu Industrie 5.0:

  • Kollektive Intelligenz: Malone argumentiert, dass in einer vernetzten Welt die Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen dazu führt, dass Entscheidungen schneller und intelligenter getroffen werden. Genau dies spiegelt den Mensch-Maschine-Kollaborationsansatz von Industrie 5.0 wider, bei dem Cobots die menschliche Kreativität und Entscheidungsfindung unterstützen sollen, ohne sie zu ersetzen.
  • Dezentralisierung und Flexibilität: Malone betont die Dezentralisierung von Entscheidungsprozessen und die Bedeutung von Flexibilität, um auf komplexe Herausforderungen zu reagieren. Industrie 5.0 fördert ähnliche Ansätze, indem es die Notwendigkeit anerkennt, dass Unternehmen anpassungsfähig und widerstandsfähig sein müssen, um globale Unsicherheiten und Veränderungen erfolgreich zu meistern.
  • Technologie als Enabler, nicht als Ersatz: Prof. Malone betont, dass Technologien die kollektive Intelligenz fördern und Menschen in die Lage versetzen sollten, bessere Entscheidungen zu treffen. Diese Sichtweise steht im Einklang mit der Vision von Industrie 5.0, wo kognitive Technologien und fortschrittliche Roboter Menschen nicht ersetzen, sondern ihnen ermöglichen, mehr kreative und wertschöpfende Aufgaben zu übernehmen.