Customer Centricity sowie Customer Experience (CX) und Customer Journey Optimierung stehen im Mittelpunkt moderner Unternehmensstrategien und werden zunehmend als entscheidende Faktoren für den Unternehmenserfolg anerkannt. Zahlreiche Studien bestätigen die zentrale Bedeutung von kundenzentrierten Ansätzen für langfristigen Erfolg und Wachstum. Allerdings steht die Disziplin unter zunehmendem Druck, da sich immer mehr Unternehmen bewusst werden, dass Customer Centricity nicht nur eine operative Maßnahme ist, sondern ein Wertvorstellung, eine organisatorische Haltung und ein Führungsprinzip darstellt. Zum Artikel …

Das Dilemma der Messbarkeit

Obwohl Customer Centricity Überschneidungen mit Prozessorganisation, Empathie und technischen Möglichkeiten hat, bleibt es oft schwer, sie für Entscheider messbar und kausal greifbar zu machen. Das erschwert den Nachweis des wirtschaftlichen Nutzens von CX-Initiativen. Besonders die kausale Verbindung zwischen verbesserter Customer Experience und Geschäftserfolg ist methodisch anspruchsvoll. Daher konzentrieren sich viele Unternehmen auf schnelle Erfolge, ohne das strategische Potenzial der Customer Journey voll auszuschöpfen.

Verpasste Chancen durch Zweifler

Innovativer Wettbewerb zieht vorbei

Das Dilemma verschärft sich, da junge, innovative Unternehmen intuitiv kundenzentriert agieren und ihre Geschäftsmodelle auf Kundenbedürfnisse ausrichten. Durch agile Arbeitsweisen und neue Technologien reagieren sie schneller und flexibler, bauen starke Kundenerlebnisse auf und überholen so etablierte Unternehmen, die oft langsamer oder nur inkrementell ihre CX-Strategien verbessern.

INSIGHT

Laut einer BCG-Studie übertreffen kundenzentrierte Unternehmen ihre Wettbewerber, indem sie Produkte und Dienstleistungen gezielt an Kundenbedürfnisse anpassen, was Zufriedenheit und Rentabilität steigert (BCG Global, 2023).

• Die Herausforderung für etablierte Unternehmen

CX messbar machen

Etablierte Unternehmen müssen Customer Centricity und CX systemisch angehen und als integralen Bestandteil ihrer Strategie verankern, statt nur kurzfristige Lösungen zu verfolgen. CX sollte messbar und multifaktoriell erfassbar sein, insbesondere hinsichtlich der kausalen Zusammenhänge zum Unternehmenserfolg. Ohne diese strategische Verankerung riskieren Unternehmen, gegenüber agileren, kundenzentrierten Wettbewerbern zurückzufallen, die langfristig Kundenbindung, Innovation und Marktanteile durch konsequente Kundenorientierung sichern.

• Unbegründete Angst vor Komplexität verhindert Wettbewerbsfähigleit

Die Systemische Sichtweise wird entscheiden

Customer Centricity und Systemik sind eng miteinander verknüpft, da beide Ansätze auf die ganzheitliche Betrachtung und dynamische Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Faktoren abzielen. In der Zukunft werden systemische Strategie- und Analyseansätze ein entscheidender Katalysator für Competitive-connected-intelligent Organizations (CCIOs) sein, um den Wert der Kundenbeziehung nicht nur zu beweisen, sondern auch systematisch zu optimieren. Diese Ansätze werden eine so hohe Wirksamkeit erreichen, dass auch Entscheider bereit sein werden, vermehrt in Kundenbeziehungen zu investieren.

Der Kunde als Teil des Systems

Wechselwirkungen h verstehen

Agentenbasierte Modellierung (ABM) integriert heterogene Entitäten wie Prozesse, Technologien und Kundenverhalten in ein System, das die Customer Experience als zentralen Faktor berücksichtigt und optimiert. ABM simuliert dynamische Wechselwirkungen in Echtzeit und zeigt auf, wie Änderungen – etwa in der Kundeninteraktion – weitreichende Effekte auf das Unternehmen haben.

Durch diese ganzheitliche Simulation können Entscheider fundierte Entscheidungen treffen und den Wert von Customer Centricity klar erkennen. ABM verdeutlicht die Wirkung von Verbesserungen in der Customer Journey und deren langfristige Auswirkung auf den Unternehmenserfolg, sodass Customer Centricity nachhaltig in der Unternehmensstrategie verankert wird.

ABM ermöglicht eine tiefere Analyse der Customer Experience, indem es kausale Zusammenhänge und multifaktorielle Effekte untersucht. Unternehmen können so verstehen, wie Faktoren wie Preis, Servicequalität und technische Infrastruktur die Kundenerfahrung beeinflussen und welche Maßnahmen die Kundenzufriedenheit am stärksten steigern.

ABMS ermöglicht es Unternehmen, Szenarien zu simulieren und zu analysieren, wie Veränderungen in Kundeninteraktionen, Marktbedingungen oder internen Prozessen die Customer Experience beeinflussen. So können datenbasierte Entscheidungen getroffen und optimale Strategien für die CX-Optimierung gewählt werden.

Ein großer Vorteil von ABMS ist die Fähigkeit, verschiedene Entitäten wie Kunden, Mitarbeiter, Technologien und Prozesse in einem System zu vereinen. So können Unternehmensprozesse und Kundenerfahrungen gemeinsam analysiert und die Customer Experience gezielt optimiert werden, indem Unternehmen erkennen, wie technische oder prozessuale Änderungen die Kundenzufriedenheit beeinflussen.

• Die Agenten kommen

Kognitive, strategische
Copiloten

Agenten ermöglichen es, verschiedene Entitäten in strukturierten Modellen zu verknüpfen. Mit kognitiven Agenten wie GenAI können komplexe Datenstrukturen kontextuell verbunden und dynamische Zusammenhänge besser verstanden werden. In naher Zukunft werden solche Agenten als strategische Copiloten die Unternehmensstrategie flexibler und effizienter gestalten, indem sie Entscheidungsträger in Echtzeit mit präzisen, datengestützten Insights unterstützen.

Kerstin Clessienne ist Consultant Partner bei SMITH & Partners, einer unabhängigen Strategieberatung mit Umsetzungskraft einer Agentur. Im DACH-Raum spezialisiert auf nachhaltige Multitransformation in Marketing, Sales und CX, verbindet SMITH & Partners Fachkompetenz mit KI, Technologie und Agent-Based Modeling, um komplexe Herausforderungen in messbare Ergebnisse zu übersetzen. 

 Das 12-köpfige Kernteam vereint Expertise aus Strategie, Marketing, Media, Content, KI und Data Science